Georg P. Friedrich v. Hardenberg (1772-1801)
Friedrich von Hardenberg, besser bekannt unter seinem Dichternamen Novalis, war einer der bedeutendsten Vertreter der Frühromantik. Neben seiner dichterischen Tätigkeit war er auch Naturwissenschaftler und Philosoph – ein Aspekt seiner Persönlichkeit, der besonders während seiner Zeit an der Bergakademie Freiberg deutlich wurde.
Der Weg nach Freiberg
Nach einem Jurastudium in Jena, Leipzig und Wittenberg und einer frühen Tätigkeit im preußischen Staatsdienst entschied sich Hardenberg 1797 für ein Studium an der Bergakademie Freiberg in Sachsen. Diese Entscheidung war ungewöhnlich für einen Dichter, doch sie entsprach seinem romantischen Ideal der Verbindung von Wissenschaft, Philosophie und Poesie.
Die Bergakademie, gegründet 1765, galt als eine der modernsten technischen Hochschulen Europas. Dort studierte Hardenberg Mineralogie, Chemie, Mathematik und Maschinenkunde – Fächer, die sein Denken tief prägten. Besonders fasziniert war er von der Idee, dass sich in der Natur ein tieferer, geistiger Zusammenhang verberge, den es zu entdecken gelte.
Die Freiberger Jahre: Wissenschaft und Poesie
In Freiberg vertiefte sich Hardenberg nicht nur in technische und naturwissenschaftliche Studien, sondern führte auch intensive philosophische Selbstreflexionen. Er beschäftigte sich mit den Ideen von Kant, Fichte und Spinoza, die seine Vorstellung von der „magischen“ Verbindung aller Dinge beeinflussten.
Auch seine poetischen Werke gewannen in dieser Zeit an Tiefe und Symbolik. Seine Erfahrungen im Bergbau – das Hinabsteigen in die Tiefe der Erde, das Forschen im Dunkeln – wurden für ihn zu einem Sinnbild der geistigen Suche des Menschen nach Wahrheit und Erkenntnis. Diese Symbolik durchzieht viele seiner späteren Werke, etwa die Hymnen an die Nacht und das fragmentarische Romanprojekt Heinrich von Ofterdingen, in dem die berühmte „blaue Blume“ als Symbol der romantischen Sehnsucht nach dem Unendlichen auftritt.
Bedeutung der Freiberg-Zeit
Die Zeit an der Bergakademie war für Hardenberg mehr als ein technisches Studium – sie war ein geistiger Wendepunkt. Hier verband er das rationale Denken der Naturwissenschaften mit der intuitiven Tiefe der Poesie. Für ihn war der Bergmann ein „Poet der Erde“, und die Naturwissenschaft eine Form der geistigen Erhebung.
Diese einzigartige Synthese von Wissenschaft, Philosophie und Dichtung macht Hardenberg zu einer Schlüsselfigur der deutschen Romantik. Seine Freiberg-Jahre zeigen, wie fruchtbar der Austausch zwischen Natur und Geist sein kann – ein Gedanke, der auch heute noch aktuell ist.
